Tinnum – Eine Ära des geordneten Protests geht zu Ende, doch anstatt aufzuatmen, hält Sylt den Atem an. Nach drei Wochen beispielloser Friedfertigkeit haben die Punks am Sonntag ihr viertes Sommercamp beendet und hinterlassen eine Insel in Schockstarre.
Punk Camp erhält DIN ISO 9001 Zertifikat
Die Veranstaltung verlief derart störungsfrei und professionell, dass der TÜV Nord nach einer spontanen Inspektion dem Camp die Zertifizierung nach DIN ISO 9001 für exzellentes Protest- und Anarchiemanagement verliehen hat. Doch genau diese Perfektion stürzt die Insel nun in eine tiefe Sinnkrise.
Einwohner in Kampen ungehalten
Besonders in den noblen Inselorten herrscht blankes Entsetzen über die ausgebliebene Eskalation. „Es ist eine Katastrophe, eine absolute Katastrophe“, klagt eine Anwohnerin aus Kampen, die anonym bleiben möchte, während sie nervös an ihrer Perlenkette nestelt. „Wir haben uns wochenlang mental vorbereitet, die Rollläden verbarrikadiert, den Sicherheitsdienst aufgestockt – und wofür? Für ein freundliches Nicken am Morgen und die Frage, ob man beim Brötchenholen etwas mitbringen soll? Diese… diese aufgedrängte Harmonie ist unerträglich. Sie untergräbt die gesamte Grundlage unseres exklusiven Lebensstils.“
Ihr Mann, ein Vermögensverwalter aus Hamburg, pflichtet ihr bei: „Wenn die Punks einfach nur nett und organisiert sind, worüber sollen wir uns dann noch aufregen? Wodurch heben wir uns als Elite noch vom normalen Pöbel ab? Mein Blutdruck ist auf einem besorgniserregend gesunden Niveau. Das kann nicht so weitergehen.“
Punk Camp auf Sylt – Gemeinde steht vor Scherbenhaufen
Auch bei der Gemeinde Sylt ist die Stimmung gekippt – von angespannter Erwartung zu purer Verzweiflung. „Wir stehen vor einem Scherbenhaufen geordneter Haushaltsplanung“, erklärt ein sichtlich erschütterter Sprecher der Kämmerei. „Der Sonderetat ‚Chaostage 2025‘ in Höhe von 50.000 Euro für zusätzliche Polizeieinsätze, Notfall-Reinigungen und juristische Auseinandersetzungen liegt komplett brach. Wir wissen nicht, wie wir das verbuchen sollen. Dieser Mangel an Krawall ist ein Schlag ins Gesicht jedes soliden Finanzplans.“ Ein Krisenstab wurde eingerichtet, um zu klären, ob die ungenutzten Mittel für den Bau eines weiteren Luxus-Spas verwendet werden können, um die traumatisierten Anwohner zu beruhigen.
Ein eigens eingeflogener Konfliktforscher von der Universität Heidelberg, Dr. Alwin-Ferdinand von Stetten, zeigt sich alarmiert: „Sylt braucht diesen kontrollierten Konflikt, um sich selbst zu definieren. Ein Punk, der seinen Müll trennt und sich für die Ruhezeiten entschuldigt, stellt die gesamte sozioökonomische Struktur der Insel infrage. Es ist eine Form des psychologischen Guerillakampfes, die weitaus subversiver ist als jeder Steinwurf.“
Punks schauen optimistisch in die Zukunft (sic)
Die Veranstalter des Camps sehen die Zertifizierung hingegen als Bestätigung ihres Kurses. „Anarchie heißt nicht, dass man unorganisiert ist“, erklärt Camp-Leiterin „Anja von der Aue“ bei der Abschluss-Pressekonferenz, für die sie pünktlich erschien und allen Anwesenden fair gehandelten Kaffee anbot. „Wir haben dieses Jahr viel erreicht. Nächstes Jahr wollen wir die Six-Sigma-Methodik für unsere Lärmbelästigungs-Workshops einführen und streben eine klimaneutrale Anreise per Lastenrad-Korso an.“
Während die Punks nun in geordneten Fahrgemeinschaften die Heimreise antreten und den Festplatz in Tinnum nach eigenen Angaben „sauberer als vorgefunden“ hinterlassen, blickt die Insel einer ungewissen Zukunft entgegen: einer Zukunft, in der die größte Provokation ein korrekt ausgefüllter Antrag auf Verlängerung der Versammlungsgenehmigung sein könnte.
Mehr über die Kaschmir-Verordnung gibt es hier:
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