„Entschleunigungsoffensive Nordfriesland“: Verkehrsministerium erklärt Marschbahn-Ausbau-Verzögerung zu innovativem Pilotprojekt

„Entschleunigungsoffensive Nordfriesland“: Verkehrsministerium erklärt Marschbahn-Ausbau-Verzögerung zu innovativem Pilotprojekt

Berlin, Keitum (spa) – Was von Kritikern als Schildbürgerstreich abgetan wird, ist in Wahrheit ein Geniestreich bundesdeutscher Verkehrsplanung. Das Bundesverkehrsministerium hat heute bestätigt, dass die Verschiebung des zweigleisigen Ausbaus der Marschbahn auf das Jahr 2045 Teil des neuen, bahnbrechenden Konzepts „Strategische Bahndamm-Resilienz durch proaktive Monostruktur“ (StraBaReProMo) ist. Ziel sei es, die Anreise nach Sylt zu einem exklusiven Erlebnis der Entschleunigung zu machen.
Ein eigens dafür eingesetzter „Beauftragter für analoges Reisen“, Freiherr Kuno von Langsam (CDU), erläuterte den Plan: „Wir haben festgestellt, dass die größte Luxus-Ressource der Zukunft nicht Champagner oder Austern sein werden, sondern Zeit und Unerreichbarkeit. Mit der Beibehaltung der Eingleisigkeit bis mindestens 2045 kuratieren wir für die Reisenden ein authentisches, nostalgisches Bahnerlebnis, das man sonst nur noch aus den Erzählungen der Großeltern kennt.“
Zum Kern des Projekts gehört der sogenannte „erlebnisorientierte Schienenersatzverkehr“. Statt auf einen zweiten Schienenstrang setzt das Ministerium auf eine „multimodale Erlebnis-Kette“. So soll bei Zugausfällen nicht einfach ein Bus bereitgestellt, sondern je nach Jahreszeit eine Wattwanderung mit Gepäcktransport durch Seehunde, ein Umstieg auf bereitgestellte E-Lasten-Rikschas in Klanxbüll oder eine Fahrt mit historischen Postkutschen angeboten werden. „Das ist kein Mangel, das ist ein Premium-Feature“, so von Langsam.
Das Gutachten, welches die Grundlage für die Entscheidung bildet, kommt zu dem Schluss, dass ein schneller, zweigleisiger Ausbau „den soziokulturellen Charakter des Zielortes empfindlich stören“ würde. Die erzwungenen Wartezeiten auf dem Hindenburgdamm böten den Reisenden „wertvolle Momente der Kontemplation und die Möglichkeit, bei einem Glas Prosecco aus dem Bordbistro die Gezeiten zu beobachten – vorausgesetzt, das Bordbistro ist geöffnet und der Zug hat Prosecco geladen.“
Die Sylter Presse Agentur (SPA) erfuhr, dass führende Insel-Gastronomen das Konzept bereits begeistert aufgenommen haben. Man plane die Einführung eines neuen „Verspätungs-Gedecks“ (1x lauwarmer Piccolo, 2x Salzstange) für gestrandete Passagiere am Bahnhof Westerland zu einem Preis von nur 49,95 €. Zudem sollen die Fahrpläne künftig um die Angabe „gefühlte Ankunftszeit“ ergänzt werden. „Die Menschen wollen doch gar nicht pünktlich ankommen“, verriet ein Kenner der Insel. „Sie wollen eine gute Geschichte zu erzählen haben. Und was ist eine bessere Geschichte als vier Stunden unfreiwilliger Aufenthalt in der malerischen Weite des nordfriesischen Nichts?“

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