Sehr geehrte Damen und Herren der Redaktion,
mit großem Interesse (und noch größerem Kopfschütteln) habe ich Ihren Bericht über die zurückkehrenden Urlauber gelesen. Es wird von Staus auf den Autobahnen und vollen Zügen berichtet – doch das ist nur die Spitze des Eisbergs! Das wahre Elend beginnt, wenn die Meute wieder zu Hause ist.
Wochenlang herrschte hier in der Heimat eine geradezu paradiesische Ruhe. Man bekam um 17 Uhr noch einen Parkplatz vor dem Supermarkt, die Schlangen an der Kasse waren überschaubar und niemand hielt einen mit endlosen Monologen über die Vorzüge von All-Inclusive-Armbändern auf. Diese selige Zeit ist nun vorbei.
Jetzt sind sie wieder da. Sonnenverbrannt, tiefenentspannt und unerträglich erholt. Sie blockieren mit ihren gigantischen Dachboxen die letzten freien Parklücken und erzählen jedem, der nicht bei drei auf den Bäumen ist, von ihren Erlebnissen. Besonders die Sylt-Heimkehrer sind eine Klasse für sich: Sie tragen auch bei 25 Grad in Neu-Isenburg noch ihre Windjacken und analysieren die Qualität der heimischen Backwaren im Vergleich zum „unvergleichlichen“ Fischbrötchen von Gosch.
Ich frage mich: Muss das sein? Kann man die Urlauber nicht gestaffelt zurückholen? Vielleicht mit einer Art Wiedereingliederungsprogramm? Eine Woche „Entschleunigungs-Quarantäne“, in der sie lernen, dass man im Berufsverkehr nicht im zweiten Gang fährt und dass niemand ihre 300 Urlaubsfotos sehen möchte.
Mein Vorschlag: eine „Heimkehrer-Maut“. Wer braun gebrannt und mit überteuerten Souvenirs die Stadtgrenze passiert, zahlt eine Abgabe zur Beruhigung der Nerven der Daheimgebliebenen. Von den Einnahmen könnten wir Lärmschutzwände um die Grillplätze der Rückkehrer bauen.
Man sollte meinen, der Urlaub diene der Erholung – doch die wahre Belastungsprobe für die Gesellschaft beginnt erst danach!
Mit nachdenklichen Grüßen,
Walter P., Neu-Isenburg
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