Hörnum (spa) – Aufatmen im Süden Sylts: Dem drohenden Verfall des Hörnumer Hafens wird endlich Einhalt geboten – indem man ihn einfach zum Konzept erklärt. Nachdem der Bund das einst als „Nothafen“ konzipierte Areal jahrelang strategisch vor sich hinrosten ließ, wurde der gigantische Betonklotz nun feierlich und völlig unentgeltlich der Gemeinde übergeben. Die Vision: Statt teurer Sanierung soll der Hafen zum Herzstück eines neuen „Post-Apokalyptischen Naturtourismus“ werden.
„Wir standen vor der Wahl: Milliarden in die Sanierung stecken oder das Beste aus den bröckelnden Spundwänden machen“, erklärt Dörte Hansen-Westerland, die neu ernannte Koordinatorin für Managed Decay (Verwalteter Verfall) in Hörnum. „Wir haben uns entschieden, den Hafen so zu belassen, wie der Bund ihn uns geschenkt hat: als authentisches Mahnmal staatlicher Vernachlässigung. Das ist der ‚Industrial Chic‘, den der moderne Großstädter sucht.“
Das ursprüngliche Konzept als militärischer Nothafen hat längst ausgedient. „Die einzige Not, die wir hier heute sehen, ist der akute Mangel an Instagram-tauglichen ‚Lost Places‘ auf der Insel“, so Hansen-Westerland weiter.
Das beauftragte Ingenieurbüro Inros Lackner steht nun vor der revolutionären Aufgabe, die Kaianlagen nicht etwa zu reparieren, sondern ihren aktuellen Zustand des pittoresken Zerfalls für das 21. Jahrhundert zu konservieren. Geplant sind unter anderem:
- Erlebniszone „Tetanus-Meile“: Bereiche, die bisher aus Sicherheitsgründen gesperrt waren, werden als Abenteuerspielplatz für risikofreudige Familien geöffnet. Rostige Moniereisen dienen als natürliche Klettergerüste.
- Ökologische Aufwertung: Die riesigen Risse im Beton wurden offiziell zum geschützten Brutgebiet der seltenen „Sylter Betonlaus“ erklärt. Bauarbeiten sind damit ohnehin für die nächsten 30 Jahre untersagt.
- Neue Gastronomie-Konzepte: Statt versiegelter Flächen entstehen „Pop-up-Begegnungsräume“ auf losem Schotter. Das kulinarische Angebot wird sich an die Umgebung anpassen: Es gibt „Deconstructed Fischbrötchen“ auf Ziegelstein-Tellern und Leitungswasser aus rostigen Eimern für 18,50 Euro.
Der Bund zeigte sich erleichtert, die Immobilie losgeworden zu sein. Ein Sprecher des Verkehrsministeriums kommentierte die Schenkung knapp: „Wir nennen es eine Win-Win-Situation. Hörnum bekommt ein ‚Herzstück‘ und wir sparen uns die Abrisskosten. Viel Glück mit dem Sondermüll.“
Die Gemeinde Hörnum hofft nun, mit dem Konzept des „ehrlichen Verfalls“ eine neue Zielgruppe anzusprechen, denen die makellosen Reetdachhäuser in Kampen schon lange zu künstlich sind.


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