Kampen (Sylt) | Unter Schockstarre und nervösem Champagner-Schlürfen hat die Elite von Kampen auf Sylt zur Kenntnis genommen, dass die Punkrock-Institution Die Toten Hosen scheinbar ein Anwesen im sündhaft teuren Hobokenweg erworben hat. Doch es ist nicht der drohende Lärm, der die Anwohner zur Verzweiflung treibt, sondern die schockierende Enthüllung, wie die Band das achtstellige Vermögen für das Reetdachhaus angehäuft hat.
Auf die Frage, wie sich eine Band mit Liedern über leere Kühlschränke dies leisten könne, antwortete Frontmann Campino mit entwaffnender Offenheit: „Die Leute unterschätzen die Macht des Dosenpfands. 40 Jahre lang haben wir nach jedem einzelnen Konzert die Becher und Dosen eingesammelt. 25 Cent hier, 25 Cent da. Das läppert sich. Das ist keine Spekulation, das ist ehrliche, bodenständige deutsche Sammelwut.“
Die gesamte Kaufsumme sei, so die Band, in 2-Euro-Münzrollen beim Makler angeliefert worden.
Doch damit nicht genug. Kaum angekommen, versuchen die Musiker nun, ihr bewährtes Geschäftsmodell auf die Insel zu übertragen. An der Grundstücksgrenze wurde bereits ein Schild aufgestellt: „Annahmestelle für Leergut – Wir geben Ihrer leeren Moët-Flasche ein zweites Leben!“ Die Band fordert die Einführung eines „Champagnerflaschenpfands“ von 50 Euro pro Flasche. „Das ist eine ungenutzte Ressource“, erklärt Gitarrist Kuddel, während er mit einem großen blauen Sack im Recycling-Container der Nachbarn wühlt. „Die schmeißen hier pures Geld weg! Mit dem Erlös finanzieren wir unser Artenschutzprojekt.“
Dieses Projekt ist der wahre, geheime Grund für den Kauf: Das Anwesen soll als weltweit erste Zucht- und Auswilderungsstation für den vom Aussterben bedrohten „Gemeinen See-Punk“ (Phoca punkensis) dienen. „Ein unglaublich scheues Tier“, erklärt Gitarrist Breiti und zeigt auf eine Konzeptzeichnung eines Seehundes mit einem natürlichen Irokesenschnitt aus Algen. „Wir errichten hier ein artgerechtes Becken mit direktem Nordsee-Anschluss, geflutet mit Salzwasser und einem Schuss Bommerlunder. Der Champagnerpfand sichert die Futterkosten.“
Anwohner zeigen sich „not amused“
In der Nachbarschaft stößt der prominente Zuzug auf blankes Entsetzen. Hannelore von und zu Reichenbach (73), Sprecherin der „Initiative für ein pöbelfreies Kampen e.V.“, rang am Telefon nach Fassung: „Zuerst der Lärm, dann die geplante See-Punk-Zucht und jetzt wühlen diese… Proleten auch noch in unserem Altglas! Das ist eine Verletzung der Privatsphäre! Mein Gatte musste den Sänger persönlich von einer fast leeren Dom-Pérignon-Flasche von 1998 verscheuchen!“
Ein extra für das Sylter Tageblatt angereister Soziologe, Professor Dr. Eberhard Ziemlich-Wichtig, sieht darin ein „Meisterstück der subversiven Appropriation“. „Die Band übernimmt die kapitalistische Logik des Sammelns und Ansparens und führt sie ad absurdum, indem sie sie auf die Niederungen des Dosenpfands anwendet. Genial.“
Die Band selbst wiegelt ab. Man bleibe sich treu. „Die Altersvorsorge, wissen Sie?“, erklärt Bassist Andi mit einem Augenzwinkern. „Und falls alle Stricke reißen, machen wir aus der Bude einfach ein besetztes Haus. Aber mit Fußbodenheizung, Whirlpool, See-Punk-Streichelzoo und der größten Pfandbon-Sammlung Deutschlands.“
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