KAMPEN – Wer in diesen Tagen durch Kampens Nobelmeile schlendert, könnte meinen, eine Rebellion sei ausgebrochen. Junge Menschen in Nietenjacken und abgewetzten Stiefeln bevölkern den Bürgersteig vor den Edel-Boutiquen. Doch bei genauerem Hinsehen entpuppt sich der vermeintliche Aufstand als etwas weitaus Bizarreres – ein neuer Luxus-Trend, der nun die ursprünglichen Rebellen auf die Barrikaden treibt und einen noch nie dagewesenen Kulturkampf auf der Insel entfacht.
Unter dem Namen „Punque Nouveau“ eignen sich gelangweilte Erben den kompletten Lebensstil der Punks an und verkehren ihn in ein Luxus-Phänomen. Justus-Maximilian (24), dessen Vater ein mittelständisches Schrauben-Imperium leitet, gilt als Pionier der Bewegung. Gekleidet in eine handzerfetzte Kaschmir-Jacke (7.800 €) und mit einer Sicherheitsnadel aus Platin (zertifiziert von Cartier) durch das Ohrläppchen, erklärt er den Reiz des Neuen: „Es geht um dieses rohe, ungefilterte Gefühl von Authentizität. Wenn ich hier vor dem Juwelier auf der Bordsteinkante sitze, spüre ich das wahre Leben. Es ist ein Protest gegen die Oberflächlichkeit, die meine Eltern repräsentieren.“
Die Bewegung hat bereits eigene Rituale entwickelt. Man trifft sich zum „Anarchie-Brunch“, bei dem Linseneintopf-Espuma auf Pumpernickel-Crumble gereicht wird, oder veranstaltet „Sitz-Flashmobs“ vor den eigenen Anwesen. Parolen wie „Nieder mit dem Kapital!“ werden skandiert, bevor man im Elektro-Bentley zum Golfplatz fährt.
Doch die ursprüngliche Punkszene, die seit Jahren für ihr Recht auf ungestörtes Herumlungern kämpft, ist alarmiert. „Das ist eine bodenlose Frechheit und klassische kulturelle Aneignung!“, schimpft „Kralle“ (48), inoffizieller Sprecher der Punks am Westerländer Bahnhof. „Die nehmen uns alles weg! Unsere Irokesenschnitte werden jetzt von Star-Friseuren für 500 Euro nachgestylt. Unsere abgewetzten Jacken hängen bei ‚Diorarchy‘ im Schaufenster. Wir haben nichts mehr, was uns einzigartig macht.“
Die Punks fordern nun Konsequenzen. In einem offenen Brief an die Gemeinde wurde die Einrichtung von „Safe Spaces“ verlangt – geschützte Zonen, in denen sie „ohne die spöttischen Blicke und Nachahmungen der privilegierten Oberschicht authentisch pöbeln und die Gesellschaft infrage stellen können.“
Der Kultursoziologe Prof. Dr. Ulrich Meisenknauf sieht darin ein klassisches spätkapitalistisches Phänomen. „Eine Subkultur ist dann erfolgreich, wenn sie vom System, das sie kritisiert, absorbiert und als Luxusgut verkauft wird. Der Punk ist also nicht tot, er kostet jetzt nur sechsstellig.“
Währenddessen planen die Anhänger von „Punque Nouveau“ bereits ihr erstes Festival – das „Revolt & Reetdach Rendezvous“. Die Tickets sind limitiert. Nur für Inhaber einer American Express Centurion Card.ten Oberschicht authentisch pöbeln und die Gesellschaft infrage stellen können.“
Währenddessen planen die Anhänger von „Punque Nouveau“ bereits ihr erstes Festival – das „Revolt & Reetdach Rendezvous“. Die Tickets sind limitiert. Nur für Inhaber einer American Express Centurion Card.
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