Sensation auf Sylt: Kjeirstraße wird für wenige Wochen probeweise zur Straße umfunktioniert

Kjeirstraße gesperrt Sylt News

Westerland (spa) – Eine unerwartete Ankündigung sorgt auf der Insel Sylt für Aufsehen: Die als Dauerbaustelle bekannte Kjeirstraße in Westerland soll ab dem 31. Oktober für eine kurze, experimentelle Phase in ihren früheren Zustand als befahrbare Straße zurückversetzt werden. Anwohner und Touristen reagieren teils irritiert auf die ungewohnte Vorstellung.

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Seit Jahresbeginn hat sich die Kjeirstraße als führendes Zentrum für Tiefbaukunst und Rohrverlegungs-Performance etabliert. Nach einer kurzen Aufwärmphase im Januar (halbseitige Sperrung) und einem ambitionierten Zwischenprojekt im April (Vollsperrung) läuft seit August der fulminante dritte Akt, bei dem die Straße ihr volles Potenzial als Labyrinth aus Gräben, Schuttbergen und Absperrbaken entfaltet.

Doch nun diese überraschende Wende: „Wir wollen einfach mal ausprobieren, wie die Kjeirstraße als Verkehrsweg so funktioniert“, erklärt Till Buddelmann vom eigens eingerichteten „Komitee für temporäre Asphaltierung“. „Es ist ein gewagtes Experiment, wir wissen. Jahrzehntelang war dieses Areal ein Biotop für Bagger, ein Refugium für Rüttelplatten. Jetzt einfach Teer drüberzukippen und Autos draufzulassen, fühlt sich fast wie ein Sakrileg an.“

Die Gemeinde plant, die Ergebnisse der „Straßenphase“ genau zu evaluieren. „Wir werden beobachten, ob sich der motorisierte Individualverkehr hier überhaupt durchsetzt oder ob die Menschen aus reiner Gewohnheit weiterhin mit Gummistiefeln durch die nicht mehr vorhandenen Gräben waten“, so Buddelmann weiter.

Anwohner zeigen sich zwiegespalten. „Also ich weiß ja nicht“, meint Anke Schaufel, die seit 30 Jahren in der Kjeirstraße wohnt. „Ich habe mich so an das beruhigende Rütteln am Morgen und das rhythmische Piepen der Rückwärtsfahrer gewöhnt. Was mache ich denn ohne? Diese Stille wird unerträglich sein.“ Sie habe sich bereits für November einen Presslufthammer für den Garten bestellt, um die Entzugserscheinungen zu lindern.

Auch der Tourismusverband ist skeptisch. „Die ‚Authentische Baustellenerfahrung Kjeirstraße‘ war unser Sommer-Highlight 2025“, klagt ein Sprecher. „Wir hatten bereits Führungen mit Helm und Sicherheitsweste für 2026 geplant. Wenn da jetzt einfach nur Autos fahren, bricht uns ein wichtiger Erlebnisfaktor weg.“

Die Phase der Befahrbarkeit soll pünktlich zum Jahresende abgeschlossen sein. Ab Januar 2026, so versichert Buddelmann, kehre man zum bewährten Konzept zurück. „Die Planungen für die Verlegung einer unterirdischen Champagner-Pipeline und eines Glasfasernetzes für Kaviar-Bestellungen sind bereits weit fortgeschritten. Die Kjeirstraße wird dann endlich wieder zu dem, was sie sein soll: ein Ort der ständigen, lärmenden Erneuerung.“

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