Sylt-Posse eskaliert: Deutsche Bahn will abgelehnte Blumenkübel zur Streckendekoration für wartende Pendler nutzen

Sylt-Posse eskaliert: Deutsche Bahn will abgelehnte Blumenkübel zur Streckendekoration für wartende Pendler nutzen

Westerland/Berlin (spa) – Deutschland blickt fassungslos auf seine berühmteste Insel. Während die Nation über Inflation, internationale Krisen und das Wetter stöhnt, kämpft Sylt an vorderster Front mit einem Problem von wahrhaft titanischem Ausmaß: geschenkten Blumenkübeln. In einem Akt, der an die Grundsteinlegung für den Berliner Flughafen erinnert, streiten sich die Gemeinde Sylt und eine Gruppe lokaler Unternehmer so erbittert über die Unterhaltskosten für ein paar Pflanzgefäße, als ginge es um die letzte Flasche Champagner im Pony. Der Grund für das Ablehnen der Schenkung, erklärt die Gemeinde:

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„Wir können nicht irgendwen an die Geranien lassen. Das muss schon eine Fachkraft übernehmen.“ Diese muss laut Gemeindesprecher in etwa 5000 Euro im Monat bekommen, um dem Stress standhalten zu können. “ 

Die Absurdität erreichte nun ein neues Level: Nachdem die Gemeinde die großzügige Spende wegen unzumutbarer Folgekosten für Bepflanzung und Pflege ablehnte, schaltet sich nun überraschend die Deutsche Bahn ein. „Wir nehmen die Kübel!“, verkündete ein Bahnsprecher aus der Berliner Konzernzentrale. „Unsere Kunden auf der Marschbahnstrecke verbringen durch unsere exzellente Serviceleistung ohnehin die meiste Zeit wartend am Gleis. Wir möchten ihnen diese Zeit so angenehm wie möglich gestalten.“

Laut internen Erhebungen der Bahn, die dem Sylter Neue Presse exklusiv vorliegen, erreichen 86 Prozent der Züge nach Sylt ihr Ziel mit erheblicher Verspätung, der Rest fällt praktischerweise gleich ganz aus. „Ein hübscher Blumenkübel verkürzt die gefühlte Wartezeit um durchschnittlich drei Sekunden pro Stunde“, so der Sprecher.

„Das ist eine Effizienzsteigerung, von der unsere Pünktlichkeitsstatistik nur träumen kann.“

Die Pendler, die täglich das Nadelöhr nach Sylt passieren müssen, reagieren mit einer Mischung aus Galgenhumor und Wut. „Blumenkübel? Ernsthaft?“, fragt eine Altenpflegerin, die seit Monaten eine Bürgerinitiative zur Umbenennung der „Marschbahn“ in „Arschbahn“ vorantreibt. „Stellt die Dinger doch bitte direkt in die Züge, dann haben wir was zum Festhalten, wenn die Klimaanlage mal wieder ausfällt. Einen Namen für die Kübel hätte ich auch schon: ‚Verspätung‘, ‚Ausfall‘ und mein Liebling ‚Schienenersatzverkehr‘.“

Während also das Schicksal von drei Dutzend Plastikeimern die Republik bewegt, rücken die wahren Probleme der Insel immer weiter in den Hintergrund. So auch für die 82-jährige Inge K., die ihr Leben lang auf Sylt gearbeitet hat und nun dringend einen Pflegeplatz benötigt. „Ein Blumenkübel ist ja was Feines“, sagt sie mit brüchiger Stimme aus ihrem Sessel in der viel zu kleinen Wohnung, die sie bald verlassen muss. „Aber wissen Sie, was noch feiner wäre? Ein Pflegeheim. Eines, in dem die Pflanzen vielleicht nicht in einem 2000 Euro Kübel stehen, aber dafür die Heizung funktioniert und ein Bett für mich frei ist. Aber das ist für die feinen Leute hier wohl nicht so dekorativ.“

Die Gemeinde hat unterdessen eine Taskforce „Grüner Daumen, roter Heller“ eingerichtet, um die rechtlichen Rahmenbedingungen einer möglichen Schenkung an die Bahn zu prüfen. Man wolle sicherstellen, dass die Insel durch die Weitergabe der Kübel nicht zur Pflege der Pflanzen auf dem Festland verpflichtet werden könne. Schließlich, so ein Gemeindesprecher, habe man hier auf Sylt bereits genug mit der Pflege des eigenen Images zu tun.

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