Sylt setzt auf KI: System „Pluto“ bedroht historisches Straßenbild

Sylt setzt auf KI: System „Pluto“ bedroht historisches Straßenbild

Westerland (SPA) – Ein kalter, digitaler Putsch erschüttert die Insel: Unter dem Deckmantel des Fortschritts hat die Sylter Verwaltung mit dem KI-System „Pluto“ einen unbarmherzigen Feldzug gegen eines der letzten wahren Kulturgüter der Insel begonnen – das ehrwürdige Schlagloch. Was Generationen von Stoßdämpfern formten und als natürliches Bollwerk gegen breitreifige Tiefflieger diente, wird nun von einer Kamera gnadenlos erfasst und zum Tode verurteilt.

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Die Bürgerinitiative „Rettet das Sylter Rüttel-Erbe“ ist in heller Aufruhr. „Das ist ein Anschlag auf unsere Identität!“, klagt Sprecher Hauke Petersen-Fries. „Jeder Riss im Asphalt ist ein Stück gelebte Inselgeschichte. Manche unserer Krater stehen quasi unter Denkmalschutz und dienen als wichtige Mikro-Biotope für salzresistente Flechten. Und jetzt kommt dieser Roboter und will alles glattschleifen. Eine kulturelle Barbarei!“

Während an der Basis das Entsetzen wächst, kündet die Verwaltung in der unaufgeregten Sprache der Effizienz von der nahenden Apokalypse. Projektleiter Norman Scotti spricht von einer „objektiven Datenbasis“ und freut sich über eine Zusammenarbeit, die „wirklich Freude bereitet“ habe. Es ist die Freude des Bürokraten am Vorabend der totalen Planierung, die Traditionalisten das Blut in den Adern gefrieren lässt.

Auch Bürgermeisterin Tina Haltermann preist das Projekt als Zeichen einer „bürgernahen Verwaltung“, was viele Bürger nun als Drohung verstehen, ihnen noch näher auf den Pelz zu rücken – beziehungsweise auf den maroden Asphalt vor ihrer Haustür. Amtsvorsteher Kai Müller lobt die „insulare Zusammenarbeit“ bei der flächendeckenden Einführung des „sinnvollen Systems“. Damit ist besiegelt: Kein Krater, keine Spurrille, kein charaktervoller Hubbel ist mehr sicher.

Die KI, die zynischerweise den Namen des degradierten Eisplaneten Pluto trägt, lernt bereits dazu. Bald soll sie auch schiefe Poller und lose Schachtdeckel erkennen – die letzten Refugien der analogen Unvollkommenheit. Ein älterer Herr im Friesennerz blickt melancholisch auf eine rissige Teerfläche und murmelt: „Erst die Punks, dann die Schlaglöcher und bald wahrscheinlich noch die alte Tankstelle beim Bahnhof. Dann können wir hier auch gleich Büsum werden.“

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