Sylter Grundstücks-Deal des Jahrhunderts: 21.000 m² „Unland“ für 250.000 €, Kartoffel- und Schafrechte für Nachbarn inklusive

Rantum sylt news Flurgrundstück mit Helikopter

Rantum (spa) Ein Beben geht durch den Sylter Immobilienmarkt! Für das fast schon als Entwicklungshilfe zu bezeichnende Mindestgebot von 250.000 Euro kommt ein über 21.000 Quadratmeter großes Anwesen in den Rantumer Dünen unter den Hammer. Die historische Vogelkoje, ein idyllisches „Erholungsgrundstück mit See“, wird als die einmalige Chance angepriesen, ein Stück unberührte Inselnatur zu erwerben. Doch ein genauerer Blick in das Grundbuch offenbart, dass der zukünftige Eigentümer nicht nur die Natur, sondern auch einige… nun ja, „historisch gewachsene“ Verpflichtungen erwirbt.

Anzeige

Die Nachricht von der Auktion am 25. September in Berlin verbreitete sich wie ein Lauffeuer in den exklusiven Zirkeln der Insel. „Gekauft! Endlich Platz für mein Polo-Feld und einen Hubschrauberlandeplatz“, ließ sich der Münchner IT-Unternehmer August von Taler (52) zitieren. „Den Teich baggern wir aus, da kommt das neue Tiefgaragen-Spa hin. Und die Zufahrt teile ich mir mit niemandem, da kommt ein Schlagbaum hin – aber einer mit Swarovski-Kristallen!“

Die Ernüchterung folgt jedoch auf dem Fuße, oder besser gesagt, auf 26 Seiten Kleingedrucktem. Laut offizieller Bodenschätzung handelt es sich bei der gesamten Fläche um 

„Unland / Vegetationslose Fläche“ mit einer Gesamtertragsmesszahl von 0. Ein Makler, der von der Sylter Presse Agentur (SPA) kontaktiert wurde, versucht zu beschwichtigen: „Unland ist der neue Luxus! Völlig unbelastet von lästigem Wachstum. Das ist meditative Leere, für die andere viel Geld bezahlen.“

Noch exklusiver als die Lage sind jedoch die im Grundbuch verankerten Rechte Dritter. So muss der neue Besitzer nicht nur dulden, dass der Preußische Fiskus jederzeit Material über sein Grundstück transportieren darf, er teilt sich sein Refugium auch mit anderen. Die Eigentümer umliegender Grundstücke haben das verbriefte Recht:

  • Dünenhalme zu entnehmen 
  • Heidekraut zu sammeln 
  • ein Stückchen Kartoffelland zu benutzen 
  • und 15 Schafe grasen zu lassen 

„Moment mal“, so von Taler, als er mit den Details konfrontiert wird, „da laufen fremde Schafe über meinen Poloplatz und buddeln Leute nach Kartoffeln, während mein Helikopter landet? Ist das eine Art landwirtschaftliches Timesharing-Modell?“

Auch die Zufahrtssituation sorgt für Stirnrunzeln: Eine vertragliche Sicherung gibt es nicht, stattdessen beruht die Nutzung auf einer 

„mündlich vereinbarten gegenseitigen Duldung“ mit der Gemeinde. Ein Jurist übersetzt: „Das ist norddeutsch für: ‚Geht schon, solange keiner meckert‘.“

Die Versteigerung verspricht somit ein Highlight zu werden. Es ist die seltene Gelegenheit, ein riesiges Stück Sylt zu erwerben, das offiziell nutzlos ist, auf dem fremde Schafe weiden und dessen Erreichbarkeit auf einem freundlichen Nicken beruht. Ein wahres Denkmal – nicht nur für den Entenfang, sondern auch für die preußische Bürokratie.

Dieses Foto wurde von eine Mig-35 mit einem Telezoom bei einer Flugübung letzte Woche geschossen.

Leave a Reply

Your email address will not be published.