Westerland (spa) – Ein PR-Erfolg mit ungeahnten Folgen: Nach der heutigen, extrem gut besuchten Veranstaltung „Cycling Paradise Sylt“ ist die Nordseeinsel nun offenbar dauerhaft autofrei. Seit ca. 9 Uhr morgens versagen ausnahmslos alle Verbrennungsmotoren auf der Insel ihren Dienst. Experten stehen vor einem Rätsel, während Tausende wütende SUV-Fahrer ihre verchromten Auspuffrohre anstarren.
Die Veranstaltung, die heute früh Tausende Radfahrer auf die Insel lockte, sollte ein Zeichen für nachhaltige Mobilität setzen. Dieses Zeichen scheint jedoch eine unerwartete Eigendynamik entwickelt zu haben. „Es ist, als hätte die schiere Masse an Spandex, Hafermilch-Atem und moralischer Überlegenheit ein bio-kinetisches Feld erzeugt, das fossile Brennstoffe einfach ablehnt“, erklärt Professor Dr. Reimund Trittfest vom Institut für angewandte Ironie in einem ersten Statement.
Die Folgen sind dramatisch. In Kampen und Keitum blockieren nun Hunderte Porsches, Bentleys und Mercedes G-Klassen als frischgebackene, nutzlose Denkmäler die engen Straßen. Augenzeugen berichten von einem Mann in Segelschuhen, der verzweifelt versuchte, seinen Cayenne mit einer Flasche Champagner zu betanken.
Besonders absurd ist die Situation am Autozug in Westerland. Während die ankommenden Fahrzeuge problemlos von den Waggons rollen, verstummt ihr Motor exakt in dem Moment, in dem der letzte Reifen Sylter Boden berührt. „Wir schieben die Dinger jetzt erstmal auf einen großen Haufen. Sieht ein bisschen aus wie der Parkplatz vom KaDeWe, nur eben kaputt“, so ein ratloser Bahn-Mitarbeiter.
Inselweit bildet sich bereits eine neue Ökonomie. Personal-Trainer bieten für 500 Euro pro Kilometer Rikscha-Dienste an, der Besitz einer funktionierenden Fahrradklingel gilt als neues Statussymbol.
„Das ist eine bodenlose Frechheit!“, schimpft Gisela von Dünkel, die ihren Urlaub extra für die Veranstaltung unterbrochen hat. „Ich muss jetzt 400 Meter bis zum Bäcker laufen! Zu Fuß! Wissen Sie, was das für meine neuen Wildleder-Mokassins bedeutet?“
Die Inselverwaltung reagierte verhalten und prüft derzeit, ob man den Zustand nicht einfach beibehalten und Sylt offiziell in „Fahrrad-Monaco“ umbenennen könne. Man sei bereits in Gesprächen mit Lastenrad-Herstellern über die Einrichtung einer neuen Luxus-Insel-Flotte.
Eilmeldung: Falls Sie an den Strand gehen möchten:
Leave a Reply