Westerland (spa) – Eine strategische Neuausrichtung mit weitreichenden Folgen sorgt in Westerland für Aufsehen: Nach einer beispiellosen Serie von Fehlalarmen, ausgelöst durch kulinarische Missgeschicke in den exklusiven Ferienküchen der Insel, hat die Freiwillige Feuerwehr ihre Kernkompetenz von der Brandbekämpfung auf die gehobene Gastronomie verlagert. Unter dem neuen Motto „Retten, Anrichten, Servieren, Genießen“ rückt das Team ab sofort nicht mehr zum Löschen, sondern zum Verfeinern aus.
Der Tropfen, der das Fass zum Überlaufen brachte, war der Einsatz am vergangenen Dienstag. Eine Hamburger Familie hatte in ihrer Reetdach-Villa versucht, Scampi in Knoblauchöl zuzubereiten, dabei jedoch die Pfanne auf der Induktionsplatte vergessen. Der Rauchmelder schlug Alarm. Als der Löschzug eintraf, fanden die Einsatzkräfte keine Flammen vor, sondern lediglich verkohlte Krustentiere und einen verzweifelten Familienvater, der klagte: „Der ganze Abend ist ruiniert!“
„In diesem Moment hatten wir eine Erleuchtung“, erklärt Wehrführer Brandmeister Hinnerk Petersen. „Wir haben erkannt, dass die wahre Katastrophe für die Menschen hier nicht ein potenzieller Brand, sondern ein misslungenes Dinner ist. Die emotionale Notlage war immens. Wir löschten also nicht, wir trösteten. Und da wurde uns klar: Wir sind am falschen Problem dran.“
Eine eilig einberufene Krisensitzung des Wehrvorstands analysierte die Einsätze der letzten sechs Monate. Das Ergebnis war eindeutig: 87% aller Alarmierungen stammten von Rauchmeldern, die durch überhitztes Olivenöl, vergessene Gänse im Ofen oder außer Kontrolle geratene Crème-brûlée-Brenner ausgelöst wurden.
Die Konsequenz ist eine Revolution im Rettungswesen. Die alten Löschfahrzeuge werden derzeit zu hochmodernen Food-Trucks mit integrierter Gourmet-Küche umgebaut. Statt Wassertanks finden sich nun Weinkühlschränke, statt der Rettungsschere ein professionelles Messerset von Global und anstelle des Schaumlöschers ein Pacojet für die Zubereitung von Edel-Eis. Die Drehleiter wird für die fachgerechte Belüftung von Weindekantierkaraffen umfunktioniert.
Die Ausbildung der Kameraden wurde ebenfalls komplett umgestellt. Der Lehrgang „Atemschutzgeräteträger“ wurde durch einen Sommelier-Kurs ersetzt. Statt Schlauchleitungen zu verlegen, übt die Truppe nun das filigrane Anrichten von Saucenspiegeln. Der wöchentliche Übungsabend besteht nicht mehr aus Löschangriffen, sondern aus Blindverkostungen und dem Perfektionieren von Brandteig – „diesmal aber bitte ohne echten Brand“, wie Petersen betont.
Bei einem Notruf wegen „kulinarischer Notlage“ rückt die neue „Kulinarische Interventions-Gruppe“ (KIG) nun mit Blaulicht und einem dezenten Auszug aus Vivaldis „Vier Jahreszeiten“ an. Vor Ort wird die Lage professionell analysiert. „Ist das Rinderfilet nur angebrannt oder bereits karbonisiert? Kann man das Risotto noch retten oder müssen wir auf eine schnelle Pasta ausweichen? Das sind die entscheidenden Fragen“, so Petersen. Anschließend übernimmt das Team die Küche, rettet, was zu retten ist, und kredenzt den aufgelösten Bewohnern ein erstklassiges Menü.
Bürgermeisterin Astrid von Westerhever begrüßt die Initiative: „Dies ist ein herausragender Service, der dem Anspruch unserer Insel und ihrer Gäste gerecht wird. Ein zusammengefallenes Soufflé kann einen ganzen Urlaub ruinieren. Unsere Feuerwehr sorgt nun für das leibliche und seelische Wohl. Das ist Daseinsvorsorge auf höchstem Niveau.“
Die ersten Erfolge geben ihr Recht. Einem Ehepaar aus Düsseldorf, dessen Wolfsbarsch im Salzteig zu einer ungenießbaren Salz-Mumie verkam, servierte die KIG kurzerhand ein perfekt gegartes Zanderfilet auf Champagner-Kraut. Die dankbaren Urlauber spendeten der Feuerwehr daraufhin eine neue Espressomaschine für die Wache.
Für echte Brände, so versichert Petersen, sei man aber weiterhin gewappnet. „Sollte es tatsächlich einmal brennen, nutzen wir unsere neuen Fähigkeiten. Mit einem gezielten Schuss aus der Weinbrand-Spritze können wir jeden Kleinbrand stilvoll flambieren und ihm so eine delikate Note verleihen.“ Für größere Einsätze hat man eine Kooperation mit der Feuerwehr auf dem Festland geschlossen. Diese würde dann anrücken, um sich „um die altmodischen Sachen“ zu kümmern.
Statt Löschen jetzt Flambieren: Westerländer Feuerwehr rüstet auf Gourmet-Köche um

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